Wach schaut die über Hundertjährige in die Kamera nach ihrer Impfung. Die Allererste von vielen, bis die ganze Herde immunisiert sein wird. Anno Domini 2021? Aber von welcher Herde reden wir? Die deutsche Herde, die europäische – die afrikanische? Oder von Gottes Menschheits-Herde? Und: Würde jede Herde am liebsten die Impfung haben als primäre Maßnahme – oder ein womöglich viel einfacheres Mittel etwa gegen die Heuschreckenplage, für frisches Brunnenwasser?
Entsetzlich in den Nachrichten: Abgemagert steht die fleißige afrikanische Landwirtin vor ihrer winzigen Hütte, die kargen Pflanzen übersät von riesigen Heuschrecken, die wie Wolken den Himmel bedecken. Das ist seit biblischen Zeiten so: Plage, Not, Hungertod. Unlösbar scheint es nicht.
Leichter lösbar als der Stoff unserer Träume bei minus 70 Grad zu lagern – aber die beste Kollekte an Weihnachten zugunsten von Brot für die Welt und Misereor wird nicht reichen. Wie lange würde Biontech mit solchen Ressourcen noch forschen müssen? Was die göttlich begabte Menschheit alles lösen kann, wenn sie will – und sich auf den Auftrag des Schöpfers besinnt. Zur Besinnung durch Leidensdruck gezwungen wird, zur segensreichen Gemeinsamkeit!
Vor 50 Jahren: Hätten D-Mark contra Lire, Francs contra Pfund um den Impf-Lichtblick gefeilscht? Ach ja, das Pfund schert ja wieder aus. Der Dollar konnte nicht wie früher alles FIRSTen. Göttlich gut gelaufen! Das angestrengt geeinte Europa schaut aufeinander: Allein der Friede, besser die Abwesenheit von Krieg ist eine unüberschätzbare politische Leistung unserer Vorfahren. Weder Neffe noch Nichte, weder Kind noch Kindeskind im Krieg mit Bombennächten – bei uns.
1796 wurde die erste Impfung von Landarzt (!) Jenner erfunden; durch Schutzimpfung gelten die Pocken (Tröpfcheninfektion) seit 1979 als ausgerottet – erreicht durch eine Impfpflicht (eingeführt 1807 in Bayern und Hessen). Ein weltweiter Sieg für alle über jeweilige Bedrohungen aller! Ob das edelmütiger Sinn der Weltgeschichte wäre, unsere Aufgabe als Menschen? Passt bestens zu Nächsten- und Feindesliebe, motiviert durch Gottes Liebe, siehe Weihnachten!
Die privilegierte, wohl versorgte 103-jährige Greisin wünscht nach der Impfung: DAS möchte sie nun aber doch noch erleben! Meine Aufmerksamkeit ist geweckt: Ihre Familie in den Arm nehmen, Freunde? Maskenfrei leben? Nein, viel größer: Die wirklich alte Dame möchte das Corona-Virus weltweit besiegt sehen. „Die jungen Leute sollen wieder leben können, wie es gedacht und gut ist! Das würde ich gerne noch sehen, dass diese Gefahr abgewendet ist für alle.“ Wenn ich 103 Jahre alt würde, wäre das eine erstrebenswerte Haltung, passend für das neue Jahr 2021 Anno Domini: Herr, lass mich trachten, nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste; nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe; nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe. Denn wer sich hingibt, der empfängt; wer sich selbst vergisst, der findet; wer verzeiht, dem wird verziehen; und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.
Sinn-Geheimnis des Jesus-Glaubens:
Werkzeug zum Guten sein in den Händen des Besten! Lohnt.
Albrecht Berbig, Pfarrer der evangelischen Petrusgemeinde Rastatt
Badisches Tagblatt, 02.01.2021 „Lichtblick“
(Miriam und Albrecht Berbig in einem Corona-Gottesdienst)