Herzlich willkommen zum Kurz-Gottesdienst an Karfreitag!
Wir wünschen dir einen Good Friday!
Mit einem Klick auf das Bild wird das Video gestartet. Bitte beachte, es handelt sich um eine Einbettung eines Youtube-Videos, beim Ansehen werden wahrscheinlich persönliche Daten an Google übermittelt. Abonniere unseren Youtube-Kanal, um keine Predigt zu verpassen.
Gefallen? Wir freuen uns über Feedback per onlinepredigt@petrusgemeinde-rastatt.de.
Zum Nachlesen
Willkommen zu den Osterimpulsen der Petrusgemeinde
Ich bin Julia Cord, Prädikantin der Petrusgemeinde Rastatt. Heute: Karfreitag.
Es ist so seltsam – ich bin jetzt 57 Jahre alt aber es ist erst mein 24. Karfreitag.
Alle anderen Freitage vor Ostern waren keine Karfreitage für mich. Es waren nur freie Tage, keine Schule, kein Geschäft hatte offen. Aber in mir drin war es nie ein Tag, der mir etwas zu sagen hatte. Kein Tag der Betroffenheit, kein Tag zum Trauern um irgendwas, einfach nur ein Tag an dem man ausschlafen konnte.
Heute ist das anders. Was ist da passiert?
Vor 24 Jahren habe ich ein Geschenk bekommen, mein Glaubensgeschenk. Es war so groß, dass ich immer noch beim Auspacken bin. Immer wieder entdecke ich Neues und Schönes in dem Paket, das mir Gott ins Herz gelegt hat.
Ich denke, ich packe noch lange aus, denn es ist so viel drin, in dem Paket.
Karfreitag ist für mich kein bisschen abgedroschen. Ich kenne keine Phrasen, über die andere von früher stöhnen. Vielleicht habe ich es einfacher als mancher in unserer Gemeinde. Aber ob ich schon alles verstanden habe? Wie gesagt: ich bin ja noch beim Auspacken.
Es war in Nordafrika. Genauer Tunesien, Eintagesausflug nach Karthago. Einigen dürfte der Name Karthago noch etwas sagen. Man erinnert sich schwach an den Geschichtsunterricht.
Ja richtig, da war doch was mit den punischen Kriegen. Da wurde Karthago vernichtet, das war 146 v. Chr. An historischen Orten wie diesem finden sich wie üblich viele archäologische Grabungsfelder. Ein solches Feld besichtigten wir während unseres Ausfluges.
Das Feld war so groß wie ein halbes Fußballfeld und es war übersäht mit kleinen mehr oder weniger aufrechten Steinen, sogenannten Stehlen. Das Ganze erinnerte an einen Friedhof.
Unser Reiseleiter erzählte dass im 7. Jahrhundert v.Chr. die Phönizier dort lebten und deren Religion Menschenopfer vorsah.
Wenn Stürme drohten oder Hungersnöte herrschten, wurden dem Gott Baal vorzugsweise Kinder geopfert. Der Gott musste milde gestimmt werden und dies geschah, indem man das liebste und wertvollste hergab, das man hatte, den Erstgeborenen. Jede dieser Stelen, die wir sehen konnten, war als Erinnerung an eines dieser Kinder aufgestellt worden.
Mir ging das nahe. Ich habe zwei Kinder und die Vorstellung, ich hätte damals in dieser Kultur gelebt und vielleicht eines meiner Kinder hergeben müssen – grauenvoll.
Und das alles für einen zürnenden Gott, der nur zufrieden ist, wenn er mir das Liebste genommen hat – dieser Gedanke bereitete mir Übelkeit.
Jedes Elternpaar, das damals sein erstes Kind erwartete, musste Angst haben. Kommt eine Hungersnot? Erwarten die andern, erwartet Baal, dass ich mein Kind opfere? Was für eine Beziehung zu diesem Gott muss das gewesen sein? Diese Menschen fühlten sich nie angenommen oder gar geliebt.
Diese Menschen prägte die blanke Angst.
Es war heiß an diesem Tag, aber mir war Momente lang kalt. Als wir wieder in unseren Bus stiegen, wurde mir langsam klar: wie gut haben wir es doch heute! Nicht nur, weil kaum ein Mensch noch etwas mit dem Baals- Kult anfangen kann. Das ist Schnee von gestern.
Sondern weil der Christen-Gott, über den wir heute nachdenken, genau das Gegenteil tat, was damals die Menschen für ihre Gottheiten taten: Unser Gott, der Vater Jesu, verlangte nicht nach unseren Kindern, er gab SEIN Kind her. Und dieses Opfer Gottes macht ein für alle Mal Schluss mit Menschenopfern. Es ist Schluss mit einem fordernden, zornigen und launischen Götzen. Hier kommt ein gebender, liebender und geduldiger Gott.
Ich denke, so ganz kann dies kaum ein Mensch fassen. Denn warum sollte ein Gott, der allmächtig ist, uns Sündern etwas schenken, das ihm selbst so viele Schmerzen bereitet? Warum sollte ein Gott etwas lieben, von dem er doch genau weiß, dass es nicht wirklich liebenswert ist? Er kennt ja schließlich auch unsere dunklen Seiten. Warum sollte er bei all seiner Weisheit Geduld aufbringen für Menschen, die sich im Grunde doch nicht ändern werden? Ja warum? Ist der brutale, mächtige und zornige Gott, wie Menschen ihn sich in Baal vorstellten nicht tausendmal logischer?
Ja, es wäre logischer. Ja, jeder Zorn, jede Forderung Gottes, jede Strafe wäre leichter nachzuvollziehen als das, was unser Gott letztlich tat. Und es gibt dafür nur eine Erklärung:
Gott liebt. Er liebt so sehr, dass er nicht dein und mein Liebstes fordert. Nein, er schenkt es selber her. Er liebt so sehr, dass er seine Druckmittel aufgibt und Mensch wird in allem Leid um dir und mir nahe zu sein.
An diesem Tage in Tunesien habe ich Karfreitag für mich entdeckt.
‚Schön’ könntet ihr jetzt sagen. Aber das mit dem Baalskult ist doch eigentlich meilenweit weg, zeitlich allemal und auch inhaltlich. Wir in unserer Kultur haben uns doch längst an unseren Gott gewöhnt, den Schenkenden, Liebenden, Verzeihenden. Das haben wir längst verstanden und leben mit dieser Tatsache täglich 24 Stunden.
‚Entschuldigung’ sage ich nun ganz frech. Das nehme ich dir nicht ab. Ich will es erläutern.
Du kommst eines Tages zum Glauben an Jesus Christus. Du bist je nach persönlicher Veranlagung mehr oder weniger heftig begeistert. Begeistert, bis du vielleicht denkst: jetzt hat Gott mich schon so reichlich beschenkt mit seiner Gnade, da erwartet er doch sicherlich, dass ich mich jetzt ändere. Bedingungslose Gnade? Gibt es das überhaupt? – Also versuchst du, dich bei Gott mit einem christlichen Lebensstil zu revanchieren. Aber es wird dir nicht gelingen. Immer wieder geht etwas völlig daneben. Und was hast du gemacht? Insgeheim hast du aus dem Vater Jesu einen Götzen gemacht, der Baal sehr ähnlich ist. Du bist wieder beim fordernden Gott.
Paulus drückt das im Galaterbrief so aus:
Jesus ist gestorben, um mich ganz zu erlösen, er war nicht nur helfend beteiligt. Mit dem Opfertod Jesu ist das Thema wirklich ein für alle Mal vor Gott erledigt. Verwässern wir nicht das Werk Christi. Er hat uns ganz erlöst.
Es ist Friday for future! Er errettet uns von unserer Vergangenheit und Zukunft, weil wir von Anfang bis zum Ende völlig hilflos sind. Weil wir so hilflos wie kleine Kinder sind vor Gott, ist er unser Vater. Gott Vater bleibt gnädig, ob wir es verstehen oder nicht. Es mag schwer zu begreifen sein:
Gott erwartet nichts – er wartet. Eine ungeheure Spannung für Menschen, die so gern anders wären.
Was will Gott am heutigen Karfreitag für dich, für mich? Vielleicht nichts anderes als dass wir die Spannung zulassen und ertragen. Und das müssen wir allemal, wenn wir Gott nicht kleiner machen wollen, als er ist.
Vielleicht ist heute, egal wie alt du bist, dein Friday for future. Dein Tag, der deine Zukunft wirklich bestimmen wird. Mit dem Blick auf das Kreuz wo sich Gott ganz auf dich festgelegt, festgenagelt hat. Damit macht ER diesen Freitag zu deinem und meinem ‚Good Friday‘ wie es auf Englisch heißt. Der gute Freitag – für deine beste Zukunft in Freiheit.
Gebet
Herr Jesus, du bist auch für mich gestorben
Ich kann mit dieser Tatsache
aber nicht immer etwas anfangen.
Bitte hilf mir zu erkennen
worin dieses große Geschenk besteht.
Du hast dich heruntergebeugt zu mir
Du willst keine Opfer, du willst freie Menschen,
die dich begreifen, dich annehmen.
Herr du hast ein für alle Mal die Schuldfrage geklärt.
Ich möchte lernen:
Ich kann nichts dazu beitragen
den Weg zum Vater zu ebnen
Ich kann nicht und muss auch nicht
Das einzige, was zu tun ist:
Dir vertrauen
Dir glauben
Dich lieben
Herr mach mein Herz so weit dass deine Liebe hineinpasst.
Segne auch die Menschen um mich.
Sie brauchen dich wie ich.
Hab Dank dass du auf meine kleinen Schritte wartest.
Amen